Menü

QUESTO: Projekt „Quereinstieg“ endet vorzeitig.

14.07.2017 12:00

 

Das von der AWO getragene Modellprojekt QUESTO (Quereinstieg in Stormarn – Männer und Frauen in Kitas) setzt dem akuten Fachkräftemangel in den Kindertagesstätten ein innovatives Konzept entgegen.

 

QUESTO ist eines von zwölf Projekten in einem Bundesmodellprogramm. Zielgruppe sind bereits qualifizierte, erwachsene und berufserfahrene Menschen, die sich entschieden haben in das Arbeitsfeld Erziehung zu wechseln. Die Teilnehmenden werden in Kooperation mit der Beruflichen Schule Bad Oldesloe in einer dreijährigen Ausbildung zum Staatlich anerkannten Erzieher bzw. zur Staatlich anerkannten Erzieherin ausgebildet.


Ziel war es, bis zum Jahr 2020 rund 75 Quereinsteigende im Kreis Stormarn über QUESTO zu Erzieherinnen und Erziehern auszubilden und damit die Situation von Kindertagesstätten und damit nicht zuletzt diejenige der Familien im Kreis Stormarn zu verbessern.

 

Das Projekt „QUESTO - Quereinstieg in Stormarn“ wird im Rahmen des Bundesmodellprogramms „Quereinstieg - Männer und Frauen in Kitas" durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) sowie durch den Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert. In diesem gemeinsamen Projekt von Beruflicher Schule und AWO wird die Zusammenarbeit zwischen Fachschule und Kita-Trägern gegenüber der regulären schulischen Ausbildung intensiviert: So bietet der Projektträger regelmäßig unterrichtsergänzende Angebote zu Themen, die die Praxis beschäftigen, für die Projektteilnehmenden an der Schule an. In diesen Angeboten werden auch die vom ESF vorgegebenen Querschnittsthemen wie Nachhaltigkeit und Gleichstellung bearbeitet. Auch das Auswahlverfahren der Teilnehmenden wurde gemeinsam von Schule und mehreren Kita-Trägern durchgeführt.


Ein besonderes Merkmal dieses Projekts ist auch, dass die Ausbildung vergütet wird – was ansonsten in der schulischen Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern nicht üblich ist. Für Quereinsteigende, die schon einmal im Berufsleben gestanden haben, ist es in der Regel nicht möglich, ohne Bezahlung noch einmal eine dreijährige Ausbildung zu absolvieren. Die Teilnehmenden sind während ihrer Ausbildung bei einem Kita-Träger angestellt, wodurch die Praxis einen größeren Stellenwert als in der regulären schulischen Ausbildung bekommt. Der Europäische Sozialfonds unterstützt die Gehälter der Teilnehmenden in erheblichem Umfang. Dennoch bleibt ein Teil, der von den Kita-Trägern bzw. von den die Kitas refinanzierenden Kommunen übernommen werden muss. Und an der Bereitschaft hierzu hapert es.

 

Mit Ahrensburg, Barsbüttel, Großhansdorf, Lütjensee und Trittau beteiligen sich fünf der 55 Stormarner Kommunen an der Finanzierung. Neben dem Projektträger AWO beteiligen sich die Johanniter mit eigenen Mitteln an der Ausbildung von Nachwuchskräften. Die meisten Kommunen und Träger haben jedoch bekundet, kein Interesse an dem Projekt zu haben oder nicht zu einer finanziellen Beteiligung imstande zu sein. Dies liegt zum einen sicher an den begrenzten finanziellen Mitteln, zum anderen aber wohl auch daran, dass der Fachkräftemangel im Kita-Bereich noch nicht überall als Problem erkannt wird: Eine Kommune verzichtete sogar auf eine Beteiligung, obwohl diese für sie kostenneutral gestaltet worden wäre.

 

Statt der geplanten 75 neuen Erzieherinnen und Erzieher werden daher in diesem Projekt nur ca. 30 neue Fachkräfte für Stormarn ausgebildet werden. Ein dritter Jahrgang, der im September 2017 starten sollte, kann nicht begonnen werden. An mangelndem Interesse, im Bereich Kindertagesstätten zu arbeiten, liegt der Fachkräftemangel jedenfalls nicht: Bei der AWO meldeten sich über 200 Interessentinnen und Interessenten für einen Platz im dritten Jahrgang. Der Bedarf an weiteren Fachkräften in den Kitas ist vorhanden, das Interesse dort zu arbeiten ist groß, auch die Fördermittel sind vorhanden, werden aber nicht abgerufen.


Das Projekt wird noch bis 2019 andauern, wenn der zweite Jahrgang seine Ausbildung abgeschlossen hat. Bis dahin werden weitere Erfahrungen zu Nutzen und Herausforderungen einer solchen Ausbildungsform gesammelt werden. Es zeichnet sich bereits jetzt ab, dass eine für Quereinsteigende offene, vergütete Ausbildungsform in vielen Bundesländern ein dauerhaftes Angebot werden wird.

 

>> Pressemeldung zum Download