Interview mit Thorsten
Thorsten ist seit sieben Jahren regelmäßiger Besucher der Teestube
Thorsten, wie sind Sie zur Teestube gekommen?
Ich bin psychisch krank und war früher Alkoholiker. Als ich aufgehört habe mit dem Alkohol, habe ich gemerkt, dass ich alleine war. Mein Problem war, dass ich einsam war und keine Freunde hatte.
Ich wusste auch nicht, wohin ich gehen konnte. Dann bin ich in eine Alkoholgruppe gekommen. Aber da redet man zwei Stunden über ein Problem und danach ist die Tür zu. Das war keine Gemeinschaft. Wenn die Zeit vorbei war, waren alle wieder weg.
Was haben Sie erwartet?
Ich brauchte eine Gruppe, ein Treffen und Unternehmungen. Ich brauchte nichts, wo die Tür nach zwei Stunden zugeht und alles ist zu Ende. Bei der Teestube ist das nicht so.
Wie erleben Sie die Teestube?
Hier ist eine Gemeinschaft. Alle haben dieselben Probleme. Wenn du sagst, dass du psychisch krank bist, wirst du nicht komisch angeschaut. Jeder akzeptiert dich, wie du bist. Man kann über Probleme reden, aber das ist nicht verpflichtend.
Was gefällt Ihnen hier besonders gut?
Ich habe viele Freundschaften aufgebaut. Man kommt sich hier näher. Je länger man da ist, desto mehr Kontakte bauen sich nach außen auf. Man unternimmt was zusammen und dann bauen sich Netzwerke auf. Man weiß, wo man hingehen muss, wenn man was braucht oder beraten werden muss.
Ich fühle mich wohl hier. Es hat geholfen gegen die Einsamkeit. Ich habe mir früher mein eigenes Gefängnis aufgebaut. Abends nach der Arbeit habe ich getrunken, war alleine. Das war alles.
Was möchten Sie dem Leser gerne mit auf dem Weg geben?
Was die Teestube halt ist: Ein Netzwerk, eine Gemeinschaft, ein Sammelpunkt…,um Kontakte aufzubauen und was zu unternehmen. Wenn man alleine ist, keine Zuhörer hat, kann man hierher kommen. Es gibt gute Zuhörer hier, man braucht aber nicht reden.
Man kann auch einfach nur so da sein. Es ist keine Selbsthilfegruppe. Hier ist man freiwillig. Eben eine Gemeinschaft von verschiedenen Individuen. Die Teestube liebt man …oder nicht.
Was wünschen Sie sich und der Teestube?
Die Zeiten sind zu wenig. Mehr Zeit wäre wichtig. Alles andere ist gut.
Vielen Dank Thorsten!