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Nachschulische Grundschulbetreuung: Bertelsmann-Studie "Gleiche Lernchancen für alle im Ganztag? Fehlanzeige."

30.04.2016 10:07

 

Ein Plädoyer der AWO in Stormarn für Hortarbeit

 

"Gleiche Lernchancen im Ganztag? Fehlanzeige." lautet der Titel der neuen Studie der Bertelsmann Stiftung. Während vor 15 Jahren nicht einmal jede fünfte Schule auf ganztägige Bildung ausgerichtet war, sind es heute rund 60 Prozent. Der Ausbau war aber nicht an einheitliche Qualitätsstandards gekoppelt. „Bundesweite Mindeststandards für Ganztagesschulen sind notwendig, um gleichwertige Lernchancen zu ermöglichen“, beschreibt Jörg Dräger, Mitglied des Vorstandes der Bertelsmann-Stiftung, die Situation. Zudem brauche es mehr Transparenz über die tatsächliche Ausstattung der Ganztagsschulen und eine pädagogische Debatte über angemessene zeitliche und personelle Rahmenbedingungen.

 

In Schleswig-Holstein bietet die Landesgesetzgebung, neben der gebundenen Ganztagsschule, zwei nebeneinanderstehende Möglichkeiten, Schulkinder nachschulisch zu begleiten: Im Mittelpunkt der Förderung des Schulgesetztes (SchulG) des „Ministeriums für Schule und Berufsbildung“ stehen Bildungsangebote. Das „Gesetz zur Förderung von Kindern in Tageseinrichtungen und Tagespflegestellen“ (Kindertagesstättengesetz – KiTaG) dagegen fordert und fördert die umfangreiche Betreuung, Erziehung und Bildung der Kinder.

 

Regelmäßig, und so auch wieder bei den „Stormarner Kindertage 2015“, wirbt die Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Stormarn mit verschiedenen Aktionen für die Wichtigkeit von „Bildung und Beziehung“ in der nachschulischen Grundschulbetreuung. „Die AWO in Stormarn möchte die öffentliche Wahrnehmung dafür schärfen, was insbesondere die Qualität der Betreuungsform „Hort“ für Grundschulkinder ausmacht. Das KiTaG bietet den 6- bis 10-jährigen Grundschulkindern den geeigneten Rahmen für einen ganztägigen außerschulischen Lernort“, erläutert Anette Schmitt, Geschäftsführerin der AWO Soziale Dienstleistungen gGmbH.

 

 

Bildungsbedürfnisse ernst nehmen und Grundschulkinder professionell begleiten

Horte sind Bildungseinrichtungen, die Kindern individuelles und freies selbstorganisiertes Lernen ermöglichen. Darüber hinaus bieten Horte den Kindern verlässliche pädagogische Beziehungen und ermöglichen Partizipation sowie Inklusion. Im Rahmen der AWO-Fachveranstaltung „Qualität in der nachschulischen Grundschulbetreuung“ im November 2015 beschreibt Prof. Dr. Tanja Pütz von der Fachhochschule Kiel die Situation wie folgt: „Gerade eine enge Kooperation in der nachschulischen Grundschulbetreuung – zwischen Grundschule und Hort – ist ein günstiger und verstärkender Ansatz der Bildungsteilhabe“. Besonders das Wechselspiel aus formellem und informellem Lernen böte aus pädagogischer und didaktischer Sicht viele Möglichkeiten, Kindern eine gelingende Lernumgebung zu schaffen.

 

Um diese Voraussetzungen weiterhin qualitativ umzusetzen, braucht es nach Ansicht der AWO in Stormarn zwingend klar definierte Raumstandards, einen eigenständigen Bildungsauftrag, verbindliche Bildungsleitlinien, Zeit für Netzwerkarbeit und vor allem multiprofessionell ausgebildete Teams.

 

 

Horte als weicher Standortfaktor

Die Stadt Ahrensburg hat sich schon lange auf den Weg gemacht. „Wir haben immer auf Horte gesetzt und dabei gute Erfahrungen gemacht“, erklärt Anja Gust, Fachdienst Kindertagesstätten der Stadt Ahrensburg. Andreas Hausmann, Kreiselternvertreter Stormarn, lobt die gute Kita-Landschaft und die sehr gute Hortbetreuung in Ahrensburg. Er schätze das pädagogische Fachpersonal und deren hochwertige Arbeit. Viele Zugezogene seien nach Ahrensburg gekommen weil sie wissen, dass ihre Kinder hier gut betreut werden. „In keinem Hort in Ahrensburg sind weniger als 60 Prozent der Schüler“, so Andreas Hausmann. Die Hortbetreuung koste zwar Geld, dies sei aber eine hervorragende Investition in die Zukunft der Kinder. Seine Tochter sei sehr selbstständig, weshalb der Übergang in die weiterführende Schule problemlos verlief. Diesen Erfolg schreibt Andreas Hausmann auch der hochwertigen pädagogischen Arbeit des AWO Hort Am Hagen zu.

 

„Einige Städte im Kreis Stormarn bieten das an den fachlichen Bedingungen des KiTaG ausgerichtete Angebot gar nicht mehr an. Sie versuchen den hohen Anteil von Kindern, deren Eltern aus beruflichen Gründen einen Betreuungsbedarf haben, durch andere Angebote gerecht zu werden“, beschreibt Anette Schmitt die aktuelle Situation in Stormarn. Dabei werde häufig eine große Gruppe Kinder von Personen betreut, die keine grundständige Ausbildung haben. Das führt zu langen Arbeitstagen für Grundschulkinder - viel zu häufig in großen Gruppen, oft ohne Rückzugsmöglichkeiten und fast zufälliger professioneller Begleitung.

 

>> Download Positionspapier der AWO Horte in Stormarn