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Finde- und Fundwerkstatt

Ein Tag mit Robbi und Tobbi in der Finde- und Fundwerkstatt

Im September 2015 ist das Atelier um eine große Finde- und Fundwerkstatt ergänzt und durch eine Projektzeit zum Kinderbuchklassiker „Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt“ eingeweiht worden. Die Projektzeit mündete in einer Ausstellung der geschaffenen Objekte im November 2015.

Das Projekt startete im September 2015 mit zwei Projektgruppen á sechs bis sieben Kindern im Vorschulalter und vereinzelt auch jünger. Zwei Mal in der Woche haben sie sich für eine Stunde getroffen.

Ein riesiger Fundus an Materialien steht in einem großen Regal in der neuen Finde- und Fundwerkstatt zur Verfügung. „In einem ersten Schritt üben die Kinder vorausschauendes Denken und Planen, indem sie sich für Materialien aus dem Regal entscheiden und festlegen. Gleichzeitig lernen sie, mit diesem Entscheidungen umzugehen“, erläutert Claudia Karolus.

Die von den Kindern getroffene Materialauswahl steht in einem Ständer und in mehreren flachen Sammelkästen bereit. Los geht’s! Sofort stellen sich Fragen wie „Was kann denn so ein Roboter? Und woraus besteht er?“. Schnell ist klar, dass die Kinder Roboter bauen wollen. Zum Ende der ersten Projektstunde entstehen bereits die ersten Roboterzeichnungen. „Es war faszinierend an der Begeisterung und der Ausdauer der Kinder während der Projektzeit, aber auch tagsüber während der freien Spielzeit, teilhaben zu dürfen“, beschreibt Claudia Karolus ihre Eindrücke.

Alsbald zieht sich das Projektthema in den Alltag. „Ich beschloss, die Roboter-Bau-Ecke vorübergehend in den vorderen Teil des Raumes anzusiedeln, damit die Kinder auch außerhalb der Projektzeit an ihren Robotern arbeiten können. Zudem wollte ich den anderen Kindern, die Interesse haben, die Möglichkeit geben mitzuwirken“, so Claudia Karolus. Der Plan zur Förderung der Beteiligung und zur Stärkung der Selbstorganisation geht auf. Es dauert nicht lange, und die großen agieren als Co-Kapitäne für die kleinen Kinder und es bilden sich Arbeitsgruppen auch außerhalb der Projektzeit. Das Miteinander und die Ideen sprudeln nur so:

Paul und Rafael beschließen Teamarbeit zu machen. Sie tauschen sich über die Funktionen einzelner Teile aus und wie diese funktionieren. Gemeinsam sind sie eifrig am Sichten, am Besprechen, am Ideen austauschen und sie finden immer für alles eine Lösung. Selbst schwierige Aufgaben wie die Roboterohren anzubringen schaffen sie, indem sie gemeinsam verschiedene Möglichkeiten ausprobieren.

Auch Mattis und Benno wollen zusammenarbeiten. Sie kleben kurzerhand beide Papierbögen aneinander, um einen großen Roboter zu gestalten. Mattis und Benno sind lange damit beschäftigt, das Material zu sichten. In den nächsten Tagen treffen sie während der freien Arbeitszeit auf Paul und Rafael aus der anderen Projektgruppe. Kurzerhand beschließen sie, ihre technischen Erfindungen zusammen zu legen und es entsteht ein riesengroßes Innenleben des Roboters.

In den nächsten Wochen entsteht eine „Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt“-Erlebniswelt: Roboter und Fliewatüüts aus unterschiedlichen Materialien und die Landschaften, in denen sich Robbi und Tobbi gerade aufhalten und schwierige Rätsel lösen. Während der Roboter-Bau-Phase kommt immer wieder die Idee auf, ein Fest oder eine Ausstellung zu machen, wenn die Roboter fertig sind. Gedacht, gesagt und getan. Die Kinder überlegen sich, wann und wie sie ihre Kunstwerke präsentieren möchten. Wie muss zudem der Ausstellungsraum gestaltet sein, damit sich alle wohlfühlen – Eltern, Geschwisterkinder und Großeltern? Auch an das leibliche Wohl wird gedacht – leckere Fliewatüüt-Brötchen werden arrangiert und Roboter-Kekse gebacken.

Vom 3. Bis 5. November 2015 präsentieren und führen die kleinen Roboter-Experten durch ihre wunderbare Ausstellung.

Wie war das mit der Finde- und Fundwerkstatt? Kreatives Recycling trifft auf natürlichen Forscherdrang

Die Finde- und Fundwerstatt folgt der Idee, Materialien - die in Industrie, Handel, Handwerk und Gewerbe abfallen - als Ressourcen für kreativ-künstlerische Arbeiten zu nutzen.  „Für ihre Bildungsprozesse und die Auseinandersetzung mit der Welt brauchen Kinder echte Materialien, nicht nur Spielzeug. So wächst der Forscherdrang der Kinder und sie Lernen“, beschreibt Claudia Karolus den Grundgedanken angelehnt an die Reggio-Pädagogik.

„Dank der wunderbaren Spenden der Eltern können wir aus einem unendlich erscheinenden Fundus schöpfen und kreativ werden. Die Menge des Materials fördert die Lust, Ideen umzusetzen und dabei auf naturwissenschaftliche Erkenntnisse zu kommen. Fragen zu Materialeigenschaften, zu Herstellungsweisen und zum Ursprung der Dinge stellen sich wie vom selbst“, Claudia Karolus zum Lernprozess. Dementsprechend bietet die Einrichtung den Kindern mannigfache Gelegenheiten selbst zu forschen und altersgerecht Zusammenhänge zu erkunden.

In einem deckenhohen Regal gibt es Gegenstände die frei verfügbar sind und andere, bei denen auf Nachfrage achtsam ausgewählt werden kann. Darüber hinaus können die Kinder auch Material selber erarbeiten, indem sie zum Beispiel eine Schreibmaschine oder eine Computertastatur auseinander bauen: Hier sind Neuentdecken, Zweckentfremden und der Umgang mit Entscheidungsprozessen gefordert.

(Text: Imke Tegtmeier/ Fotos: Claudia Karolus, Imke Tegtmeier)