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IFD (Integrationsfachdienst Segeberg) vergibt Urkunde für besonderes Engagement zur Integration eines Förderschülers

12.09.2013 12:48

 

Frank Schlüter, Leiter des Integrationsfachdienstes; Jasmin Winsemann, Assistentin der Geschäftsführung „Alter Reporter“; Ute Meier, Projektkoordinatorin ----------------------------------

Für das besondere Engagement zeichnet der Integrationsfachdienst Segeberg den Gastronomiebetrieb „Alter Reporter“ in Norderstedt mit einer Urkunde aus.

Oft gibt es zunächst Berührungsängste bei Arbeitgebern und Beschäftigten in Betrieben, wenn junge Menschen mit einer Behinderung beim Einstieg ins Berufsleben aktive Unterstützung brauchen. Gerade für Schüler mit einer sogenannten geistigen Behinderung sind qualitativ gute Praktika, in denen individuell auf das Lernvermögen der jungen Menschen eingegangen wird, ein Glücksfall. ….

Das Norderstedter Brauhaus „Alter Reporter“, ein Gasthaus, das eine gemütliche Erlebnisgastronomie bietet, ist ein solcher Glückfall.

Jasmin Winsemann, vom Brauhaus, war sofort aufgeschlossen, als Ute Meier vom IFD (Integrationsfachdienst) anrief und ihr von der Praktikumssuche eines 15 jährigen Schülers mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung, berichtete. Vorherige Erkundungspraktika in einem Supermarkt und einer KFZ-Werkstatt entsprachen noch nicht den persönlichen Interessen und dem Leistungsvermögen des Schülers. Neue Tätigkeiten als Küchenhelfer sollten erlernt werden.

Der sympathische 10-Klässler ist vom ersten Tag an gerne gekommen. „Es gab überhaupt keine Schwierigkeiten“, so Winsemann, die den Praktikanten im Restaurant betreut. Dass es keine Probleme gab, liegt eindeutig an der Haltung des Betriebes gegenüber seinen Mitarbeitern. In der Küche sind viele, die auf  engstem Raum zusammenarbeiten. Da ist ein wertschätzender Umgang miteinander wichtig für das Betriebsklima, insbesondere für Neulinge….

Die Mitarbeiter nahmen den Schüler mit seiner Behinderung an, akzeptierten Schwächen und, was viel wichtiger ist, sie erkannten seine Stärken: Stets gut gelaunt, aufgeschlossen, kontaktfreudig und voller Tatendrang.

Eigenschaften, die Winsemann und Bothmann in der täglichen Zusammenarbeit weiter ausbauten und den Praktikanten so ermutigten weiterzumachen, auch wenn mal was daneben ging. Klar und bestimmt aber respektvoll sprechen die Betreuerin und der Küchenchef mit dem Heranwachsenden und zeigen ein echtes Interesse an seiner Person. Sie erklären ihm die Arbeitsschritte, bis er sie wirklich verstanden hat und bestehen auf die Erledigung der Aufgaben. „Geduldig im Kontakt bleiben und ein Zugehörigkeitsgefühl vermitteln waren hier das Erfolgsrezept“, erklärt Ute Meier vom Integrationsfachdienst, „Die wohlwollende Kontinuität und der echte Wille des Arbeitgebers, dem Schüler etwas beizubringen sind in diesem Betrieb herausragend.“

Anerkennung gab es bereits für Lernbemühungen, nicht nur für das Ergebnis. Das förderte insgesamt die Zufriedenheit und Selbstvertrauen beim Schüler, machte ihn neugierig  und weckte Interesse an neuen Aufgaben. Dem Schüler gelang es unter diesen Voraussetzungen gut zu lernen, sich selbst besser einzuschätzen und Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen. 

Waren verräumen, Kartons zerkleinern, Zubereitung der Speisen, Putzen und Spülen gehen dem jungen Mann inzwischen leicht von der Hand und machen ihm Spaß. Mittlerweile darf er auch die Maschinen selbstständig bedienen und schneidet Käse und Wurst oder bereitet die Dressings im großen Mixer vor. So trägt auch er einen wertvollen Teil zu den Betriebsabläufen bei und aus ursprünglich vereinbarten 3 Wochen Praktikumszeit sind über 16 Wochen geworden.

Die vorbildliche Haltung des Betriebes und den einfühlsamen Umgang mit behinderten Menschen möchte der Integrationsfachdienst mit der Verleihung einer Urkunde hervorheben. „Jedes Jahr machen viele Förderschüler und Schülerinnen erste Erfahrungen am allgemeinen Arbeitsmarkt. Für die Bereitschaft und gute Zusammenarbeit mit Betrieben möchten wir uns an dieser Stelle bedanken. Die Urkunde vergeben wir am Ende eines Schuljahres als besondere Anerkennung für die geleistete Unterstützung“, erläutert Ute Meier vom Integrationsfachdienst.

Die Suche nach geeigneten Praktikumsplätzen für Förderschüler ist eine der Aufgaben des Integrationsfachdienstes. Damit beide Seiten profitieren, muss die Chemie passen. Den Erfolg des IFD sieht der Fachbereichsleiter Frank Schlüter in der regionalen Präsenz des AWO Dienstes vor Ort. „Wir sprechen die Betriebe an, die wir als geeignet für die Schüler ansehen. Der Betrieb muss zum Praktikanten passen und nicht umgekehrt. Nur so kann eine echte Integration des Schülers in den Betrieb erfolgen.“

Träger des Integrationsfachdienstes in den Kreisen Segeberg und Stormarn ist die Arbeiterwohlfahrt Neue Arbeit. Sie handelt im Auftrag des Integrationsamtes, der Agentur für Arbeit und der Rehabilitationsträger, um die Teilhabe behinderter Menschen am Arbeitsleben zu fördern.

Das Praktikum erfolgte im Rahmen des landesweiten Projektes „Übergang Schule-Beruf“ des Ministeriums für Arbeit, Soziales und Gesundheit, des Ministeriums für Bildung und Kultur sowie der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit und richtet sich an Schülerinnen und Schüler der Förderzentren mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung sowie körperliche und motorische Entwicklung. Es soll jungen Menschen mit Behinderung eine Chance bieten, auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.

Zur Zeit werden vom Integrationsfachdienst im Kreis Segeberg über 40 Schülerinnen und Schüler im Rahmen dieses Projektes betreut. Zwei weitere Betriebe aus Bad Segeberg und Henstedt-Ulzburg sollen für ihr besonderes Engagement geehrt werden.