Menü

Sie sind hier: Über die AWOGeschichte

Geschichte

Die Arbeiterwohlfahrt - eine Frauengeschichte

Wer Begleitung, Rat und Unterstützung braucht, kann sich seit 100 Jahren auf die Arbeiterwohlfahrt (AWO) verlassen. Damit zählt die AWO zu den ältesten Wohlfahrtsverbänden in Deutschland. Aus der Arbeiterbewegung heraus, am 13. Dezember 1919 von Marie Juchacz gegründet, trat die AWO von Anfang an dafür ein, dass Menschen sich durch gemeinsame Arbeit, Organisation und Ausbildung selbst helfen konnten.

Erfahrung für die Zukunft

Die Kernthemen der AWO sind nach wie vor die Anliegen, mit denen Marie Juchacz das Selbstverständnis und den Anspruch der AWO geprägt hat: Frauenrechte, Vielfalt, "Gegen Almosen - Für Teilhabe", menschenwürdiges Leben, Gerechtigkeit und Solidarität.

Für heute gilt, wie Marie Juchacz es einst sagte: "Neue Zeiten brauchen neue Ideen und machen neue Kräfte mobil".

Das Zitat ist knapp 100 Jahre alt, hat aber nicht an Bedeutung verloren. Denn in dem stetigen Wandel unserer Gesellschaft gilt es, die Bedürfnisse der Menschen zu erkennen und sich den neuen und modernen Lebensbedingungen anzupassen.

Eine Frauen-Geschichte

Die umfassende gesellschaftliche Gleichstellung von Frauen und Männern war für die AWO von Beginn an ein erklärtes Ziel und ist es immer noch. Damals unterstützte sie Frauen darin, ihr Leben eigenverantwortlich zu leben und selbstbewusst zu gestalten. Auch wenn die wichtigen Schritte auf dem Weg zur Selbstbestimmung und Gleichstellung seit 1919 in der Deutschen Verfassung und später im Grundgesetz festgesetzt wurden, gilt heute noch, dass diese im alltäglichen Leben noch lange nicht angekommen sind.

Immer noch sind Frauen selten in Spitzenpositionen vertreten und werden für dieselbe Arbeit schlechter bezahlt. Dazu tragen vor allem strukturelle Faktoren bei: z. B. die Versorgung von Kindern, aber auch pflegebedürftigen Angehörigen. Alleinerziehende Mütter tragen Verdiensteinbußen und ein besonders großes Risiko für Altersarmut, aber auch Mütter in Partnerschaften verdienen häufig signifikant schlechter als ihre Partner. Die Gründe sind längere Auszeiten und weniger Aufstiegschancen.

Marie Juchacz

Die Begründerin der AWO hatte schon früh eine bedeutende Rolle in der Geschichte der deutschen Frauenbewegung und im Kampf um die Gleichberechtigung der Frauen. Marie Juchacz kämpfte für das Frauenwahlrecht, sie war geschieden und alleinerziehend, sie machte politische Karriere und forderte vor schon 100 Jahren einen Ausbau der Kinderbetreuung, die Stärkung von Frauen und die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

In der Weimarer Nationalversammlung hielt sie am 19. Februar 1919 als erste Frau eine Rede in einem gewählten Parlament in Deutschland. Von 1917 bis 1933 war sie Mitglied des SPD-Parteivorstandes und Leiterin des Frauenbüros der Partei und von 1919 bis 1933 Mitglied der Weimarer Nationalversammlung und des Reichstages.

Die Not der Armen und vieler Frauen während des ersten Weltkrieges brachte Marie Juchacz zur Gründung der AWO. Im Jahr 1919 setzte sie ihre Idee um, eine sozialdemokratische Wohlfahrtspflege zu gründen. Der Parteiausschuss der SPD stimmte der Gründung des "Hauptausschusses für Arbeiterwohlfahrt" zu. Dieser sollte die sozialen Anliegen der Arbeiterschaft in der Wohlfahrt durchsetzen. Marie Juchacz leistete Widerstand gegen die Nationalsozialisten.

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 wurde die AWO im Juni 1933 verboten und aufgelöst. Marie Juchacz und viele andere mussten Deutschland verlassen. Juchacz emigrierte zunächst in das freie Saargebiet und nach Frankreich, 1941 nach New York. Es wurden verschiedene Auslandsorganisationen der AWO im Exil gegründet, um den Opfern des Nationalsozialismus zu helfen. In New York sorgte Marie Juchacz dafür, dass die Arbeiterwohlfahrt in die CARE-Paketeaktion der Amerikaner einbezogen wurde. 1949 kehrte sie aus den USA zurück nach Deutschland und war bis zu ihrem Tod 1956 Ehrenvorsitzende der AWO.